Zottelig, robust und Ruhe ausstrahlend, Schottischer Hochlandrinder haben auf den Wiesen des Naturschutzgebietes „Weißehöll bei Niederscheld“ Einzug gehalten. Bulle Olymp und seine siebenköpfige Herde sind als Helfer in das Naturschutzgebiet gekommen, um der Verbrachung entgegenzuwirken. Mit tatkräftiger Unterstützung des örtlichen Vogelschutzvereins waren kurz vorher die Weiden eingerichtet worden.
Das Gebiet stellt seine Betreuer vor einige Herausforderungen. Steile Hänge mit kargen Böden sind zu pflegen. Für die Artenvielfalt ist eine extensive Nutzung immens wichtig! In den letzten Jahren aber erfolgte die Beweidung erst spät, wodurch das Gras schon ausgereift und wenig attraktiv für die Tiere war. Harte Pflanzenteile werden nicht gefressen, unerwünschte Gräser und insbesondere der Schwarzdorn breiten sich aus.
„Die Weideflächen lagen einfach für die die Beweidung durchführende Schäferei zu ungünstig“, erläutert Bernhard Klement, Funktionsbeamter Naturschutz des Forstamtes Herborn, „die Schafe haben letztlich nur wenig, vielmehr zu wenig abgefressen“.
Um der Verbrachung entgegenzuwirken, hat das Forstamt Herborn, das die Naturschutzgebiete der Region im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde betreut, als Gegenmaßnahme in den letzten Jahren eine maschinelle Nachpflege beauftragt. Jeweils Teilflächen wurden mit speziellen ferngesteuerten Raupenmähern, die die steilen Hänge auch befahren konnten, abgemäht und das Mähgut abgeräumt. Dies ist nötig, um die für den Naturschutz wichtigen Magerrasen zu erhalten.
So wurden verdämmende Gräser und der überall aufkommende Schwarzdorn zurückgedrängt und der frisch nachwachsende Bewuchs sollte die Beweidungsintensität verbessern. Dies funktioniert nur, wenn im Folgejahr rechtzeitig beweidet wird. Aber auch das konnte nicht erreicht werden. Es musste eine andere Lösung her.
Glücklicherweise ergab sich der Kontakt zu einem Landwirtpaar, das eine neue Herde mit den Schottischen Hochlandrindern aufbauen wollten. Die Besprechungen zeigten schnell, alle Beteiligten haben das gleiche Ziel, die Stadt Dillenburg als Grundbesitzer, Obere Naturschutzbehörde und Forstamt als verantwortliche Betreuer und die im Vogelschutzverein engagierten Menschen vor Ort.
Die neue Form der Beweidung entspricht zudem der historischen Nutzung des Gebietes mit Rindern. Das Schottische Hochlandrind ist für die Beweidung zu Naturschutzzwecken sehr geeignet. Sie sind leicht, also bodenschonend. Da sie auch raues Futter mögen und vertragen, halten sie die Gräser und Sträucher zurück und die Wiesen offen. Bis dreimal pro Jahr wird abgeweidet. Hierzu ist die Gesamtfläche in mehrere Weiden unterteilt worden. Zwischen den Weidegängen kann sich eine vielfältige Vegetation entwickeln. Für die im Magerrasen typischen Kräuter ist der erste, schon Ende April/Anfang Mai stattfindende Weidegang besonders wichtig, um konkurrenzstarke Gräser zurückzudrängen.
„Wir alle freuen uns über die neue Situation“, so Klement, „und versprechen uns für den Erfolg unseres Naturschutzgebietes „Weißehöll“ viel!“