Die Richtlinie für die Bewirtschaftung des Staatswaldes sieht fünf gleichwertige Ziele bei der Bewirtschaftung des hessischen Staatswaldes vor:
- Biodiversität
- Klimaschutz
- Rohstofferzeugung
- Erholung und Arbeit
- ausgeglichene Finanzlage
Das Forstamt Hofbieber soll nun klären, welche Auswirkungen ein verstärktes Augenmerk auf Biodiversität auf die anderen vier Bereiche hat.
Dazu entwickelt und erprobt das Forstamt Hofbieber neue Konzepte, die – sofern erfolgreich – HessenForst zukünftig auf den Gesamtbetrieb übertragen will. Doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg. Der Modellbetrieb soll zunächst prüfen, welche Maßnahmen im Rahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung positive Effekte für die Vielfalt und Qualität von Habitaten entfalten – und wie diese praktisch im Revieralltag umsetzbar sind.
Expertinnen und Experten unterstützen das Forstamt dabei, die Auswirkungen dieser zusätzlichen Maßnahmen für den Naturschutz und die Holzwirtschaft zu bewerten. Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt und wird vom Fachministerium begleitet.
Warum Hofbieber?
Das Forstamt Hofbieber eignet sich als Modellbetrieb, weil es bereits über eine große Artenausstattung und eine Vielzahl an Artenschutzprojekten verfügt. Die günstige Lage, welche fünf Wuchsbezirke und Höhenlagen zwischen 220 und 920 Meter über dem Meeresspiegel umfasst, wird von einer repräsentativen Baumartenverteilung ergänzt. Geologisch bietet das Forstamt beinahe alles was Hessen an Ausgangsgestein und Bodentypen zu bieten hat. Diese günstigen Ausgangsvoraussetzungen führen zu einer hohen Biodiversität und einer Vielzahl von verschiedenen Lebensräumen, wie z.B. über tausend Quellen. Innerhalb dieser günstigen Rahmenbedingungen können die Forstleute Effekte vom Maßnahmen der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität prüfen und bewerten.
Konkrete Maßnahmen
Bei der aktiven Waldbewirtschaftung werden Waldentwicklungsstadien der Jugend- und Altersphasen häufig abgekürzt. Durch Aufforstungen und Waldpflege verändern sich Baumartenzusammensetzung und die Dynamik in den Wäldern. Arten, die an der Sukzession von Flächen beteiligt sind, wie z.B. Birken und Pappeln werden zugunsten anderer Baumarten häufig entnommen. Es gibt aber Arten, wie z.B. Tagfalter, die an diese Entwicklungsstadien gebunden sind, oder sich auf bestimmte Baumarten spezialisiert haben. In Hofbieber sind Pionierbaumarten wie Birken und Pappeln also zukünftig häufiger im Wald anzutreffen.
Den Wald vernetzen
Das Rückgrat der Biodiversität im Wald sind die Baummikrohabitate der Bäume. Diese besonderen Strukturen an Bäumen, wie etwa Baumhöhlen, Spalten oder Totäste, bieten Tieren, Pilzen, Insekten, Flechten und Pflanzen einen Lebensraum. Durch das Vorkommen von Bäumen mit Mikrohabitaten im gesamten Wald entstehen Lebensräume und Vernetzungsstrukturen für eine Vielzahl an Arten. Diese Bäume nennen Forstleute Habitatbäume.
Die Habitatbäume bilden mit den Waldrändern und Fließgewässern Wanderungskorridore für Arten. Es entsteht ein Netz von Verbindungslinien im bewirtschafteten Wald, welche besonders wertvolle Biotope im Wald und Schutzgebiete miteinander verknüpfen. Durch die Anreicherung von Totholz bieten die Forstleute einem weiteren Spektrum an Arten (Pilzen, Insekten, Bakterien) einen Lebensraum. Ein besonderer Schwerpunkt in Hofbieber liegt in der Anlage, dem Erhalt und der Renaturierung von Feuchtlebensräumen. Dazu gehören Feuchtwiesen, Teiche, Fließgewässer sowie Wasserrückhalte im Wald.
Alle Maßnahmen folgen dabei stets dem Leitmotiv im gesamten Wald und in allen Altersstufen besondere ökologische Strukturen zu erhalten, zu fördern oder entstehen zulassen und gleichzeitig die Pflege und Bewirtschaftung des Waldes möglich zu machen.