Zweipunktiger Eichenprachtkäfer

Zweipunktiger Eichenprachtkäfer

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) ist in Hessens Wäldern zu Hause. Wenn er sich massenhaft vermehrt, kann er jedoch zu Gefahr für ökologisch wertvolle Eichenwälder werden.

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) ist ein metallisch grün, blau oder kupfrig glänzender, schlanker Käfer. Er ist an den zwei weißen Punkten auf den Flügeldecken leicht zu erkennen. Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer wird zwischen acht und dreizehn Millimeter lang.

Die Larven des Käfers leben und fressen zwischen der Rinde und dem Splint von Eichen. Sie beschädigen dabei die Leitungsbahnen der Bäume, in denen Wasser und Nährstoffe transportiert werden.

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer ist in überschaubaren, in der Regel unschädlichen Mengen schon immer in den hessischen Wäldern vorhanden. In der Forstwirtschaft gilt er normalerweise als klassischer Sekundärschädling. Das bedeutet, dass er in überschaubaren Mengen nur vorgeschädigte Eichen befällt und normalerweise keine Gefahr für gesunde Eichen darstellt. Diese Situation hat sich in Hessen ab dem Jahr 2023 offensichtlich deutlich verändert.

Über die Ursache gibt es noch keine abschließende wissenschaftliche Einschätzung, aber es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die extremen Temperaturen und die Dürre der Jahre 2018 bis 2022 zu einer generellen Schwächung der Abwehrkräfte bei den heimischen Eichenarten geführt haben dürften. Daraufhin konnte sich der Käfer erfolgreich vermehren und der Befall breitete sich aus. Die gestiegenen Durchschnittstemperaturen der letzten Jahre haben zudem die Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen für den Käfer zusätzlich verbessert. Damit hat das Schadpotential des Käfers noch stärker zugenommen.

Angelehnt an die Empfehlungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen, hat HessenForst ein Konzept erarbeitet, um einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken. Die Forstleute vor Ort untersuchen jeden Bestand und leiten daraus entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Eichenbestände ab. Hier ist immer die individuelle Waldfläche mit den besonderen örtlichen Herausforderungen, vor allem in Hinblick auf Natur- und Artenschutz, mit besonderer Sorgfalt zu betrachten.

In vielen Fällen ist es notwendig, sogenannte „Sanitärhiebe“ durchzuführen. Dabei wird das befallene Holz geerntet und samt der darin befindlichen Käfer aus dem Wald gebracht, um die gesunden Eichen vor Befall durch den Prachtkäfer zu schützen. Das geerntete Holz muss dann vor dem Ausflug der Käfer im nächsten Frühjahr abgefahren werden, damit die Käfer nicht noch weitere Bäume befallen können. Dabei ist nicht wichtig, jeden Käfer zu „erwischen“, sondern nur die Populationsdichte soweit abzusenken, dass die Widerstandskraft der Bäume ausreicht, um die wenigen verbleibenden Käfer abzuwehren. Das befallene Holz wird bis zum Frühjahr entweder direkt zu unseren Holzkunden in ein Sägewerk verbracht oder, wenn es nicht kurzfristig verkauft werden kann, in ein Holzlager transportiert, wo es für die anderen Eichenbestände aufgrund der weiten Entfernung zu diesen keine Gefahr mehr darstellt. Nicht alles Holz kann jedoch aus dem Wald verbracht werden, weil diverse natur- und artenschutzrechtliche Rahmenbedingungen zu beachten sind. 

Der starke Befall mit Eichenprachtkäfer und die damit einhergehenden Schäden stellen eine große Herausforderung dar, der wir uns mit der gebotenen Professionalität und Achtsamkeit stellen. Dabei wird der Landesbetrieb HessenForst kontinuierlich durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt wissenschaftlich begleitet und beraten. Das Ziel muss hierbei sein, die für den Klima-, Natur- und Artenschutz wertvollen Eichenbestände zu erhalten, auch wenn es bei fortgeschrittenem Befall durch notwendige Eingriffe sicherlich zu veränderten Waldbildern kommen wird.

Bohrlöcher des Eichenprachtkäfers

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