Die Biodiversität in unserer Landschaft ist einerseits geprägt von den natürlichen Ökosystemen. Andererseits haben Jahrtausende andauernde anthropogene Landnutzungen die Verhältnisse stark beeinflusst. Ohne diesen menschlichen Einfluss würden viele heute heimische Tier- und Pflanzenarten (beispielsweise der Feldhamster und einige Orchideenarten) bei uns nicht vorkommen. Ein Verbund von nachhaltig bewirtschafteten Mischwäldern und solchen Waldflächen die einer natürlichen Waldentwicklung vorbehalten sind, bietet beste Voraussetzungen, um die Vielfalt der Natur zu bewahren. Im hessischen Staatswald haben wir daher rund zehn Prozent unserer Wälder aus der forstlichen Nutzung genommen. Hier soll sich der Wald ganz ungestört entwickeln.
Ein gutes Beispiel dafür, dass bewirtschaftete Wälder einen hohen Beitrag zur Biodiversität leisten, liefern unsere Eichenwälder. Von Natur aus würden dunkle, kühle Buchenwälder in Hessen großflächig vorherrschen. Der Mensch schätzt jedoch von je her die Eiche als Lieferant von wertvollem Holz. Einige unserer heutigen Eichenwälder sind auch noch Relikte der vor Jahrhunderten begründeten Hutewälder, die unsere Vorfahren als Eichen-Mastbäume für die Viehhaltung gezielt anlegten.
Eichenwälder sind viel lichter und wärmer als Buchenwälder.
Deshalb bieten sie wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten, unter anderem auch zahlreichen Mischbaumarten, einen geeigneten Lebensraum. In Kombination mit natürlichen Buchenwäldern ergibt sich daraus eine höhere Biodiversität. In Zeiten des Klimawandels kann das von großem Nutzen sein. Wird das Klima wärmer und trockener und damit die Bedingungen für die natürlichen Buchenwälder schlechter, haben die bereits vorhandenen Eichenwälder gute Chancen. Für den regionalen Wasserhaushalt sind die Wälder mit ihrer ausgleichenden Funktion von hoher Bedeutung. Zum einen schützen sie mit ihren Wurzeln den Boden als wichtigen Wasserspeicher und -filter vor Erosionsabtrag. Andererseits nehmen Wälder durch ihre hohe Wasserverdunstung direkten Einfluss auf den Wasserhaushalt und das Klima.
Der Wasserentzug der Baumwurzeln sorgt dafür, dass der Boden aufnahmefähig bleibt und wieder große Mengen Wasser speichern kann. Zudem findet die Schneeschmelze in Waldgebieten deutlich später statt. Dadurch werden Hochwasserereignisse an Bächen und Flüssen gemindert. Laubwälder sorgen für eine hohe Grundwasserneubildung, da sie im Winter blattlos dem Niederschlagswasser einen direkten Zugang zum Boden erlauben und in dieser Zeit auch kein Wasser transpirieren. Weil das Wasser lange braucht, um sich einen Weg durch den Boden zu suchen werden Bäche und Flüsse durch Grundwasser aus Waldgebieten zeitlich verzögert im Frühjahr und Sommer gespeist. Gesunde Wälder sind in Hessen somit ein wesentlicher Bestandteil eines ausgeglichenen, gut funktionierenden Wasserkreislaufs.