Mischwald von Oben

Der Wald im Klimawandel

Wir geben Ihnen hier die Antworten zu den häufigsten Fragen zum Thema Wald im Klimawandel.

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Bäume und Wälder sind ortsfest und können daher äußeren Einwirkungen und Gefahren nicht durch Flucht oder Ortswechsel ausweichen. Sie müssen sich also an neue Bedingungen anpassen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen.

Für eine solche Anpassung benötigen komplexe Ökosysteme wie der Wald allerdings viele Wald-Generationen. Im Wald dauern Generationswechsel jedoch 100 bis 200 Jahre oder länger, während sich beispielsweise die Insektenwelt teilweise mit mehreren Generationen pro Jahr relativ rasch an veränderte Bedingungen anpassen kann. Denn jede neue Generation birgt die Chance, mit neuen genetischen Informationen auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren. Mit ihren langen Generationswechseln haben Waldökosysteme keine Chance, sich an die rasanten Veränderungen des aktuellen Klimawandels anzupassen und geraten daher ganz besonders unter Druck.

Anders als im Gartenbau oder in der Landwirtschaft kann der Mensch den heutigen Wald auch nicht im nächsten Frühjahr einfach durch eine klimafestere Baumartenmischung austauschen.

Das kann heute niemand seriös voraussagen. Die Klimaexperten geben Prognosen für die nächsten 20 Jahre ab und beschreiben wahrscheinliche Entwicklungen für die nächsten 80 Jahre. Um ganz sicher den Wald der Zukunft vorhersagen zu können, müssten wir mindestens die Klimaentwicklung der nächsten hundert Jahre kennen. Aber soweit kann niemand in die Zukunft schauen.

Zurzeit gehen die meisten Experten davon aus, dass es wärmer und vor allem im Sommer trockener wird. Sollte allerdings der Golfstrom abreißen, könnte es auch deutlich kälter werden. Als Reaktion auf die unsichere Zukunft fördern die Forstleute die Baumartenvielfalt im Wald. So wollen sie sicherstellen, dass auch in hundert Jahren Baumarten im Wald wachsen, die mit dem dann herrschenden Klima zurechtkommen. 

Auf keinen Fall! Dass Bäume und der Wald CO2 speichern, ist nur ein Teil des Beitrags, den unsere Wälder zur Klimarettung leisten. Das ist der so genannte Waldspeicher. Wenn der Baum abstirbt und verrottet, setzt er das gespeicherte CO2 wieder frei. Das kann man verhindern, indem man den Baum rechtzeitig fällt und das Holz in langlebigen Produkten, wie Häusern und Möbeln, verbaut. Das ist der so genannte Produktspeicher. An der Stelle des gefällten Baumes wächst ein neuer Baum, der wiederum CO2 speichert. Wälder, die forstwirtschaftlich genutzt und gepflegt werden, senken also den CO2-Gehalt der Luft wesentlich mehr als Wälder, die nicht genutzt werden.

Mit den Holzprodukten ersetzt man andere Produkte aus Kunststoff, Metall und Beton, deren Herstellung viel Energie verbraucht und das Klima belastet. Diesen Effekt nennt man Substitutionsspeicher. Produkt- und Substitutionsspeicher tragen viel mehr zur Klimarettung bei als der Waldspeicher. Daher ist eine nachhaltige Holznutzung praktischer Klimaschutz.

Ein Merker/ Eselsbrücke für die Rolle der Wälder und der Holznutzung beim Klimaschutz sind die 3 „S“ Senke – Speicher – Substitution.

In Deutschland werden im Wald und in Holzprodukten jährlich etwa 61 Mio. Tonnen CO21) direkt gebunden. Dies entspricht etwa 6 Prozent 2) des CO2-Ausstoßes Deutschlands. Einen ähnlich so großen Effekt erzeugt noch einmal die Verwendung von Holz statt fossiler Energieträger (wie Öl oder Gas) bzw. klimaschädlicher Baustoffe (wie z. B. Beton). Durch diesen sog. Substitutionseffekt werden jährlich noch einmal etwa 66 Mio. Tonnen CO2 3) eingespart.“

Die nachhaltige Holznutzung ist ein unabdingbarer Baustein im Konzept der Energiewende in Deutschland.

Die Forschung zur Verwendung von Laubholz im Hausbau und im Möbelbau muss aus Klimaschutzgründen sogar noch intensiviert werden. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf.

1) 58 Mio. t Zuwachs + 3 Mio. t Holzproduktespeicher

2) 6,76 Prozent bei 903 Mio. t Gesamtausstoß in 2014

3) 30 Mio.t durch stoffliche, 36 Mio. t durch energetische Substitution

Der Idealfall wäre ein mehrschichtiger, struktur- und artenreicher Mischwald mit einem ökologisch hochwertigen Waldrand, der nicht nur gegen Stürme schützt, sondern auch einen vielfältigen Lebensraum bietet.

Den Wald flächig umzubauen und zu entwickeln stellt eine Mammutaufgabe dar, die noch viele Förstergenerationen beschäftigen wird. Die Zukunftsstrategie ist es, ein mehrstufiges Waldgefüge aufzubauen, das sich aus verschiedenen, unterschiedlich alten, standortangepassten Laub- und Nadelbaumarten zusammengesetzt. Dies geschieht durch Pflanzung, natürliche Verjüngung (Samenfall) und Saat. Ein ökologisch wertvoller, multifunktionaler Mischwald ist in der Lage, klimatische Veränderungen besser abzufangen und auch Stürmen besser „den Wind aus den Segeln zu nehmen“. Zudem muss weiter untersucht werden, welche noch nicht heimischen Baumarten künftig ohne Risiko das bereits hier vorhandene Baumartenspektrum erweitern könnten, um eine noch größere Auswahl möglicher Baumarten zu haben. 

Die Förster „bauen“ den Wald seit vielen Jahren um. Sie setzen dabei auf standortangepasste Laub- und Nadelbaumarten, die sich möglichst natürlich ansamen sollen. Gepflanzt wird gezielt dort, wo ein Baumartenwechsel z. B. hin zur Buche, ohne aktive Unterstützung der Förster von Natur aus viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte benötigen würde.

Mittelfristig entsteht so ein strukturreicher, stabiler Mischwald, der den Klimaextremen deutlich besser gewachsen ist.

Und die Forstleute setzen auf Vielfalt. Je größer die Zahl der Baumarten, die am Waldaufbau beteiligt sind, desto geringer ist das Risiko, das durch den (z. B. krankheitsbedingten) Verlust einer einzigen Baumart entsteht.

Das langfristige Ziel ist, den Laub- und Mischwaldanteil deutlich zu erhöhen, aber auch klimaangepasste Nadelbaumarten in der Mischung zu berücksichtigen. Wenn in der naturnahen Waldbewirtschaftung außerdem immer nur einzelne Stämme, die reif für das Sägewerk sind, gefällt werden, entstehen unterschiedlich alte, mehrstufige und strukturreiche Mischwälder.

Forstleute sprechen hier von einem Dauerwald. Bis dieses Ziel überall erreicht ist, werden jedoch noch viele Förster-Generationen am Waldumbau arbeiten!

Unsere heimischen Fichten sind auf zwei Arten vom Klimawandel betroffen. Zum einen brauchen Fichten zum Wachsen viel Wasser. Wenn nun also Dürreperioden auftreten, bekommt das eine Fichte stark zu spüren: Sie wächst deutlich weniger stark und hat auch weniger Abwehrkräfte, da sie ihre Harzproduktion reduzieren muss.

Dies führt zum anderen dazu, dass durch Dürre geschwächte Fichten anfälliger für Borkenkäferbefall werden: Ihnen fehlt ausreichend Harz, um die sich einbohrenden Borkenkäfer abzutöten. Die Folge ist, dass erfolgreiche Borkenkäfer einen Duftstoff aussenden, der noch mehr Borkenkäfer anlockt, so dass betroffene bzw. befallene Fichten immer weiter geschwächt werden, bis hin zum Absterben der Bäume.

Leider wachsen aufgrund der starken Nachkriegsaufforstungen mit leicht verfügbaren Nadelbaumarten heute viele Fichtenwälder außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes z. B. in für die Fichte deutlich zu warmen Lagen oder auf nur schlecht durchwurzelbaren Böden. Dort sind sie noch stärker vom Klimawandel betroffen als in ihrer ursprünglichen Heimat, z. B. in den Hochlagen des Schwarzwaldes. 

Viele der reinen Fichten- und Kieferwälder, die uns vor dem Hintergrund des Klimawandels heute große Sorgen bereiten, wurden direkt nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Aus damaliger Sicht war diese Entscheidung sicher richtig. Die vom Krieg zerstörten und durch Reparationshiebe in Kahlschlägen geplünderten Wälder sollten schnell wieder aufgeforstet werden, auch um den empfindlichen Waldboden zu schützen. Fichten- und Kiefernsamen waren damals die einzigen, die als Saatgut in großen Mengen zur Verfügung standen und aus denen Pflanzen für die Wiederaufforstung gezogen werden konnten

Der Klimawandel war noch kein Thema und der Begriff der „Biodiversität“ noch nicht bekannt. Artenvielfalt im Wald stand angesichts des enormen Rohstoffbedarfs der Gesellschaft weniger im Vordergrund als heute. Fichten und Kiefern waren als vergleichsweise schnell wachsende Bäume die erste Wahl, um dem großen Holzmangel in Deutschland zu begegnen und die noch zu entrichtenden Reparationsleistungen möglichst schnell begleichen zu können. 

Die Forstleute haben bereits vor drei Jahrzehnten damit begonnen, den Wald mit einer langfristigen Planung nach und nach umzubauen. Dabei werden die standörtlichen und ökologischen Voraussetzungen, beispielsweise die Beschaffenheit des Bodens, genau geprüft. Die Auswahl der Baumarten erfordert dann nicht nur grundlegendes Fachwissen, sondern auch viel Erfahrung und Weitsicht. Dabei sind die Aufforstungskonzepte des letzten Jahrhunderts nicht die Lösung der Waldprobleme von morgen.

Die dritte bundesweite Waldinventur aus dem Jahr 2012 zeigt, dass schon 76 Prozent der Wälder in Deutschland Mischwälder sind. Der Waldumbau in Deutschland trägt sichtbar Früchte und zeigt: die Wälder sind artenreicher, gemischter und älter geworden, der Laubbaumanteil, insbesondere der Anteil der Buche, hat stetig zugenommen. 

Wenn man einen Fichtenwald nach einem Borkenkäferbefall einfach sich selbst überlässt, wird aus den Fichtensamen die im Boden lagern, sehr häufig wieder ein neuer Fichtenwald wachsen. Hier ist das Eingreifen der Forstleute notwendig, denn wir wissen, dass ein reiner Fichtenwald im Klimawandel keine Zukunftschance hat. Wenn wir artenreiche Mischwälder haben wollen, die dem Klimawandel trotzen können, müssen Forstleute aktiv eingreifen und die Waldentwicklung lenken.

Forstleute versuchen, so weit wie möglich mit der Natur zu arbeiten und unterstützen diese gezielt und dosiert.

Wenn auf Kahlflächen plötzlich viel Licht auf den Waldboden fällt, keimen die im Boden vorhandenen Samen und es werden auf den allermeisten Waldflächen lichtliebende Pionierbaumarten wie die Birke wachsen.

Für die Forstleute und Waldbesitzer ergibt sich jetzt die Chance, die Baumarten – vor allem auch lichtbedürftige Arten – zu ergänzen, die zum Aufbau besser an das künftige Klima angepasster Wälder benötigt werden.

Auf zahlreichen Kahlflächen wachsen bereits junge Bäume. Sie sind entweder aus Samen von selbst gewachsen oder wurden im Rahmen des sog. Waldumbaus bereits gezielt unter die Altbäume gepflanzt. In vielen Fällen genügt es daher, wenn nicht die kompletten Kahlflächen bepflanzt werden, sondern die Baumarten der Zukunft in Trupps und Gruppen gepflanzt werden. Dazwischen ergänzt die Natur ihre Baumarten. Die Forstwissenschaft bezeichnet dies als eine „sukzessionsgestützte Wiederbewaldung“. Bäume, die die Natur kostenfrei liefert, werden in den Wald der Zukunft integriert.

Dieser bei Forstleuten und im politischen Diskurs übliche Begriff ist tatsächlich missverständlich. Den Begriff „Umbau“ verbindet man mit Umbauarbeiten im Eigenheim. Da geht es um den Einbau einer seniorengerechten Duschkabine oder um Wärmedämmung und die Installation von Solarzellen, um das Haus für die Herausforderungen der Energiewende umzubauen. Mit solchen handwerklichen Umbaukonzepten hat Waldumbau nichts zu tun. Im Wald kann man nicht die Ärmel hochkrempeln und mit einer Umbauaktion einen nicht mehr passenden Baumbestand durch einen anderen ersetzen. 

Waldumbau ist die behutsame Einleitung von Abläufen, die sich über viele Jahre oder Jahrzehnte erstrecken. Ziel ist es, instabile Nadelwälder, die häufig nur aus einer einzigen Baumart bestehen und anfällig gegenüber Sturm, Dürre oder Borkenkäferbefall sind, langfristig zu stabilisieren und zu ökologisch wertvollen Wäldern weiterzuentwickeln.

Langer Atem, Konsequenz und Geduld sind hierbei gefragt. Forstleute pflanzen oder säen beim sogenannten „Waldumbau“ geeignete, klimatolerantere und schattenertragende Baumarten unter das Kronendach der vorhandenen Bäume. So entsteht in deren Schutz eine zweite Waldgeneration. Ob der Waldumbau zu Mischwäldern, die sich an den Klimawandel anpassen können, gelingt, ist offen und hängt vor allem davon ab, wie stark die Klimaveränderungen ausfallen werden. Eine eher handwerkliche Interpretation des Begriffs Waldumbau fördert die Illusion, unserer Wälder ließen sich mit wenigen kundigen Griffen zuverlässig „klimastabil“ machen. Eine solche Vorstellung lenkt von der Notwendigkeit der engagierten Ursachenbekämpfung ab.     

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