Woher die Echte oder Gemeine Mehlbeere ihren Namen hat, ist nicht eindeutig geklärt. Er könnte mit bemehlt aussehenden jungen Trieben und Blattunterseiten zusammenhängen. Möglich ist aber auch eine Rückführung auf den mehligen Geschmack der Früchte. Oder war die historische Nutzung der Mehlbeere ausschlaggebend? Früher wurden die getrockneten Mehlbeerenfrüchte mancherorts zur Streckung von Mehl in Notzeiten verwendet.
Sicher ist aber, dass sie eine echte Pionierin ist. Mit 12 bis 15 Metern Wuchshöhe gehört sie nicht zu den Riesen unter den Bäumen. In Sachen Langlebigkeit jedoch hält sie allemal mit: Sie kann ein Alter von 150 bis 200 Jahre erreichen. Ganz stattlich für eine Pionierbaumart. Als Pionierin liebt die Mehlbeere sonnige Standorte und wenig Konkurrenz. Sie kommt zwar auch in Kiefern-, Eichen- oder Buchenwäldern vor, aber dann eher nur dort, wo die Boden- und Klimabedingungen auch die Konkurrenz einschränken und sich lichte Bereiche bilden. Wohler fühlt sich die Mehlbeere an Waldrändern, in Heidegebieten und auf Mager- und Trockenrasen. Kalkreiche Böden sind ihr am liebsten, aber sie nimmt auch mit anderem Untergrund Vorlieb. Nur quarzhaltige Böden verträgt sie gar nicht. Ein Grund, warum man sie in Norddeutschland kaum antrifft.
Einen Platz unter den heimischen Baumarten hat sie die Mehlbeere nach der letzten Eiszeit erobert. Eingewandert über Südosteuropa ist sie rund um das westliche Mittelmeer und in Teilen von West- und Mitteleuropa zu Hause. Besonderer Beliebtheit erfreut sie sich heute als Stadtbaum. Mit ihrer Vorliebe für offene Standorte und ihrer Fähigkeit, auch längere Trockenperioden zu ertragen, hat sie es sogar auf die Liste der „Zukunftsbäume für die Stadt“ geschafft, die von der bundesweiten Gartenamtsleiterkonferenz kuratiert wird. Ihre nächsten Verwandten sind nicht schwer zu erraten, tragen sie doch den gleichen Nachnamen: Elsbeere, Vogelbeere und Oxelbeere (Schwedische Mehrbeere).
Zurückhaltung ist nicht ihr Stil. Bereits im Frühjahr – ab Mitte März – fällt sie auf, wenn sich ihre großen, braun und grün wechselnden Knospen öffnen. Sie ist dann gänzlichen von einem dichten silbergrauen Haarfilz bedeckt. Die Behaarung verschwindet nach und nach. Nur an den Blattunterseiten bleibt der Flaum, dort dient er ihren Blättern als Verdunstungsschutz. Wenn dann im Sommer ein leichter Wind die Blätter hebt und die Blattunterseiten sichtbar werden, ist die Mehlbeere schon aus großer Entfernung an der silberflimmernden Baumkrone gut zu erkennen. Ihre Blüte beginnt ab Mitte Mai. Ihre weißen Blüten bilden einen augenfälligen Kontrast zu den inzwischen matt-dunkelgrünen Blattoberseiten. Ab Mitte September beeindruckt sie mit orange bis scharlachrot färbenden Früchten und ihrer nun gelben Laubkrone.
Verwendung
Das Holz der Mehlbeere gehört zu den härtesten und zähesten europäischen Hölzern. Gleichzeitig ist ihr Holz witterungsbeständig und leicht zu bearbeiten. Es wird daher gerne für die Herstellung von Fassdauben oder Werkzeugstilen verwendet.
Ihre Früchte sind eher ein Augen- als ein Gaumenschmaus. Zwar sind sie nicht giftig, schmecken aber mehlig bis langweilig. Ihr Verzehr kann Übelkeit hervorrufen. Nach dem ersten Frost erhalten die Früchte zumindest eine gewisse Süße und wurden früher zu Essig oder Branntwein verarbeitet.
In der Volksmedizin fand die Mehlbeere zu Tee gebrüht vor allem in Gebirgsregionen Verwendung bei Husten, Durchfall und Katarrh. Auch gegen Nieren- und Menstruationsbeschwerden wurde sie eingesetzt. Heute allerdings spielt die Mehlbeere kaum noch eine Rolle in der Heilkunde.