Zwar hege er eine große Leidenschaft für den „genialen Rohstoff Holz“. In den 36 Jahren seiner Tätigkeit in der Forstverwaltung und forstlichen Betriebsführung habe er immer auch den Austausch mit Menschen als eine wertvolle Bereicherung des Berufslebens geschätzt. Nun verabschiedet sich van der Heide in den Ruhestand, seine Nachfolge steht noch nicht fest.
Van der Heide begann seine berufliche Laufbahn 1987 als Forstreferendar im Forstamt Frankenberg. Danach war er zunächst als Dezernent in der Forstabteilung beim Regierungspräsidium Kassel tätig bevor ihn sein Weg zehn Jahre später in das Forstamt Diemelstadt führte. Hier übernahm er die Geschäftsführung des privatrechtlichen Holzunternehmens der Forstbetriebsgemeinschaft Waldeck. Später kam die Leitung des Forstamtes sowie des damals angegliederten Lehrbetriebs für Waldarbeit und Forsttechnik hinzu.
Diesen „Diemelstädter Dreiklang“ aus privatwirtschaftlicher Geschäftsführung, Forstamtsleitung und Ausbildungsbetrieb und die daraus resultierende vielschichtige Verantwortung meisterte van der Heide hervorragend. Ganz gleich wie groß die Herausforderungen waren, aus einem der drei Bereiche ließ sich immer etwas Positives mitnehmen. So bezeichnet van der Heide bei seiner Verabschiedung die Diemelstädter Zeit als die spannendste in seiner Laufbahn. Man habe dort in einem hohen Maße selbständig arbeiten können, aber auch verantwortlich entscheiden müssen. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Vielleicht hat es mir aber auch deswegen so gut gefallen, weil es so neu und in dieser Konstellation ein Alleinstellungsmerkmal war. Man hatte unter Kollegen immer etwas zu erzählen.“
2008 erhielt van der Heide den Ruf in die Landesbetriebsleitung nach Kassel, wo er zunächst als Sachgebietsleiter für „Nadelrohholz und technische Produktion“ und anschließend - bestens vorbereitet - als Abteilungsleiter für Forstbetrieb und Dienstleistungen den Landesbetrieb HessenForst erfolgreich mitgestaltete. Seit 2017 war er zudem stellvertretender Leiter des Landesbetriebs.
Zugewandte Führungskraft
Dass van der Heide neben einem guten Geschäftssinn ein besonderes Gespür für Menschen hat, ging aus der Laudatio des Leiters des Landesbetriebs, Michael Gerst, eindeutig hervor. Er lobte dessen ungebrochenen Blick fürs Wesen- und Wirtschaftliche sowie seine pragmatische Ergebnisorientiertheit. Vor allem aber unterstrich Gerst die Hilfsbereitschaft und Zugewandtheit des vielfach geschätzten Kollegen, der seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwar stets forderte, aber zugleich mit großer Empathie und viel Engagement förderte. „HessenForst verdankt Jörg van der Heide viel, nicht nur als Betrieb, sondern auch als Stätte menschlichen Miteinanders,“ hob er hervor.
Empathie, Humor, Gewitztheit, Optimismus und die Fähigkeit zur Selbsthinterfragung sowie ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zeichneten den scheidenden Abteilungsleiter aus. Andere Menschen mitzunehmen und für eine Sache zu begeistern sei ebenso eine seiner großen Stärken wie die stets verlässliche, unkomplizierte Zusammenarbeit.
In seiner Abschiedsrede plädierte van der Heide für die Sinnhaftigkeit multifunktionaler Forstwirtschaft und aktiver Waldbewirtschaftung. Dem Klimawandel könne man nicht durch statische Erhaltungsansätze begegnen. Und an die junge Generation der Forstleute gerichtet: „Macht euch dies bewusst, tretet dafür ein und trefft auch mal mutige Entscheidungen.“ Es bestehe die Tendenz immer alles hundertprozentig richtig machen zu wollen, dabei käme es vielmehr darauf an, die richtigen Dinge zu tun. Wichtig sei, sich einerseits selbst zu hinterfragen und auch zu korrigieren, andererseits aber auch nicht bei jedem Gegenwind einzuknicken. Ein gut gemeinter Rat zuletzt: „Streitet in der Sache, aber ärgert Euch nicht übereinander!“
Auf die Frage, worauf er sich im Ruhestand besonders freue, antwortete van der Heide, nachdem er Zweidrittel seines bisherigen Lebens im Wald verbracht habe, sei er nun vor allem neugierig darauf, sich in seiner neuen Rolle als Pensionär kennenzulernen. Das bedeute für ihn, lang gehegte Reisewünsche gemeinsam mit seiner Ehefrau umzusetzen und mehr Zeit für seine Enkel zu haben, aber auch Ungeplantes einfach geschehen zu lassen.