Dieses Thema hat auch eine 40 köpfige Reisegruppe bestehend aus Forstökonomieprofessoren und Doktoranden, sowie Mitarbeiter der forstlichen Versuchsanstalt interessiert. Die Exkursion war Teil eines dreitägigen Forstökonomischen Symposiums. Bei einem Rundgang über ehemalige Kalamitätsfächen stellte Forstamtsleiter Dr. Wagner anhand von drei Waldbildern Vorwälder aus Birke und Erle vor. Die Freiflächen waren das Resultat der Sturmwurfereignisse Vivien / Wiebke 1989/90 und Kyrill 2007. Damals wurde auf diesen drei ehemaligen Fichtenflächen, Erlen gepflanzt oder auf Naturverjüngung aus Birke gesetzt. Heute sind die Flächen wieder mit jungem Wald bestockt, der die Waldfunktionen, wie Klimaschutz, Holzproduktion, Naturschutz Erholung und weitere Schutzfunktionen voll erfüllt.
Mit Blick auf die derzeitige Krisensituation im Wald mit enorm vielen Freiflächen und einer nur begrenzten Zahl an Pflanzen, sowie einem knapp verfügbaren Arbeitsvolumen und Liquidität ist die Wiederbewaldung auf großer Fläche äußerst anspruchsvoll und mit vielen Risiken behaftet. Deshalb sollte man bei der Neubegründung der Kalamitätsflächen auf unterschiedlichste Verfahren setzen.
Eine Möglichkeit ist es auf Naturverjüngung von Licht- und Pionierbaumarten zu setzen. Allerdings entstehen auf vielen Freiflächen Probleme, die eine natürliche Verjüngung stark eindämmen. Mit dem Licht wächst teilweise ein dichtes Grasfilz, sowie andere Konkurrenzvegetation wie Holunder, drüsiges Springkraut, Brombeere oder Ginster, welche die jungen Bäume teilweise verdrängen und das Ziel der Wiederbewaldung gefährden. Außerdem fühlen sich dort Mäuse wohl, die durch ihren Fraß junge Bäume absterben lassen. Neben dem Wild, ist auch das Freiflächenklima mit erhöhter Frostgefahr und hoher Sonneneinstrahlung ein Risiko für die Jungbäume.
Um diese Risiken zu minimieren, ist eine weitere Möglichkeit der Wiederbewaldung das aktive Pflanzen eines Vorwaldes aus Birke und Erle. Diese Pionierbaumarten kommen mit den zuvor genannten Problemen besser zurecht als die Schattbaumarten. Außerdem handelt es sich dabei um ein eher günstiges Verfahren der Wiederaufforstung, da nur wenige Pflanzen, wenig Pflege und kein Schutz gegen Wild benötigt wird.
Eine andere Möglichkeit ist es Kulturen mit standort- und klimaangepassten Baumarten, wie z.B. Eiche, Douglasie anzulegen. Diese Kulturen sind jedoch mit einem erhöhten Pflege- und Kostenaufwand verbunden, weshalb dies nicht auf gesamter Fläche realisierbar ist.
Ein Fazit dieser Exkursion ist, dass man aus der natürlichen Entwicklung der Kalamitätsflächen gelernt hat und heute nicht gegen die Natur arbeitet, sondern mit ihr zu. Trotzdem ist es auf Standorten mit wüchsiger Konkurrenzvegetation und hohem Wilddruck schwierig ohne menschlichen Einfluss wieder Waldstrukturen zu erzeugen. Deshalb ist es je nach Liquidität, Zielsetzung und Arbeitsvolumen des Betriebes notwendig einen Vorwald oder eine qualitativ hochwertige Kultur zu pflanzen. Entscheidend ist es bei der Wiederbewaldung der großen Schadensflächen das Risiko zu streuen und mit unterschiedlichen Verjüngungsverfahren und Baumartenvielfalt zu arbeiten.