Przewalskipferd auf der Weide

Es war fünf vor zwölf

Das Przewalskipferd hat seinen unaussprechlichen Namen erst seit ca. 1879.

Damals wurde das gelbe Pferd nach seinem Entdecker, dem russischen Landvermesser, Kartograph und Geheimagent des russischen Zaren Nikolai Mikailowitsch Przewalski benannt. Dieser hatte auf seinen Forschungsreisen durch die Mongolei am Rande der Wüste Gobi pferdeähnliche Wesen gesehen, sie allerdings für Halbesel gehalten.

Ein paar Jahre später brachte Carl Hagenbeck, der zu dieser Zeit noch Tiersammler war, eine Gruppe von 17 jungen Hengsten und 15 Stuten nach Europa, wo dann wissenschaftlich bewiesen werden konnte, dass es sich um wirkliche bisher noch nicht „entdeckte“ Wildpferde handelte.

Das Przewalskipferd ist das einzige wirkliche Wildpferd, dass heute noch lebt. Und es ist der einzige überlebende Vorfahr unseres Hauspferdes. Die beiden anderen Vorfahren, der Waldtarpan und der Steppentarpan starben aus.

Auch das Przewalskipferd gilt offiziell als im Jahre 1968 (letzte Herde) in freier Wildbahn ausgestorben, keine hundert Jahre nach seiner Entdeckung. Es erging ihm ähnlich wie dem Wisent: eine kleine Gruppe von 13 Tieren überlebte in Gefangenschaft, und kurz vor seiner gänzlichen Auslöschung konnte die Art gerettet werden.

Die 13 Tiere wurden 1986 die Grundlage einer Zuchtgruppe. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm wurde gegründet Es dient dazu, die in Zoos und Wildparks vorhandenen Przewalskipferde zu registrieren, Inzucht zu vermeiden und Wiederansiedlungen zu ermöglichen.. Es konnten große „Semi-Wildreservate“ etabliert werden, die es den Tieren ermöglicht, langsam wieder an das wilde Leben herangeführt zu werden. Erstmalig gelangte dann 1997, wissenschaftlich begleitet, eine kleine Herde von Przewalskipferden in der Mongolei wieder in die Freiheit.

Przewalski- und Hauspferde sind uneingeschränkt untereinander kreuzbar, was eine ziemliche Gefahr für diese Wildart darstellt, da sie sich in der Natur immer wieder – auch schon zu vergangenen Zeiten –mit Hauspferden verpaarten und damit zu einer Artvermischung beitragen.

Derzeit gibt es auf der Welt lediglich ca. 2000 (Angabe 2008) Przewalskipferde. Diese gehen alle auf 31 Pferde zurück, die es 1945, nach Ende des Krieges, noch in den Zoos von München und Prag in Gefangenschaft gab, und von denen lediglich die genannten 13 Tiere züchteten. Davon leben ca. 150-200 (2003) Przewalskipferde im Hustai Nuruu-Nationalpark in der Mongolei wieder in der Freiheit.

Steckbrief

  • Höhe (Stockmaß): 1,30 – 1,40 m
  • Länge: 2,10 m
  • Schwanzlänge: 90cm
  • Gewicht: 300 kg
  • Tragzeit: 11 Monate

Typisch

kräftiger Körperbau mit klobigem Kopf, kurzem stark muskulösem Hals, Stehmähne, gelbliches Fell mit hellem Unterbauch, Mehlmaul und heller umrandete Augen. Beine ab dem Karpalgelenk an der Vorderseite der Röhren und im Fesselbereich schwarz mit „Tigerung“ an den Gelenken. Schwarzer bis schütterer Schweif, der auf der Oberseite der Schwanzrübe nur das kurze Fell trägt, schwarze Mähne die zwischen den Ohren endet, also nicht über die Stirn fällt, Aalstrich auf dem Rücken

Vorkommen

Ehemals Europa (hier aus Wandmalereien der Höhlen in Frankreich und Spanien bekannt) bis Asien, wo es immer weiter zurückgedrängt wurde, da die Menschen in immer unwirtlichere Gebiete vordrangen und die Pferde in Lebensräume verdrängten, die für sie kaum noch Überlebensmöglichkeiten (Wasserstellen, Nahrung) bieten.

In der Freiheit besteht eine Herde aus einem Hengst, eine Leitstute, andere Stuten und ihre Fohlen und Jährlinge. Außerdem gibt es Hengstgruppen, die von einem älteren Hengst geführt werden. Die Familiengruppe wird ebenfalls von einem erfahrenen Hengst angeführt, der seine Herde vor Feinden schützt, zu den Wasserstellen und Weiden führt und die Stuten deckt. Die Leitstute führt die Gruppe bei Wanderungen an, der Hengst bildet die Nachhut.

Die Jungen der Herde werden verjagt, wenn sie 1,5-3 Jahre alt sind. Junghengste werden von Junghengstgruppen aufgenommen oder bilden eine eigene Gruppe, in der sie 3-4 Jahre verbleiben, um viel zu lernen und eventuell eine eigene Familiengruppe zu gründen. Dies tun sie entweder, indem sie Jungstuten aufgreifen, die gerade aus ihrem Familienverband vertrieben wurden, oder sie vertreiben den Leithengst einer schon bestehenden Familiengruppe. Dabei kann es zu sehr ernsten bis tödlichen Kämpfen kommen.

Treffen zwei Familiengruppen aufeinander, bleiben die Gruppen stehen und die Leithengste gehen aufeinander zu, imponieren einander gegenseitig, beriechen sich, um in den meisten Fällen nach einiger Zeit friedfertig zu ihren Gruppen zurückzukehren.

Przewalskipferde haben ein Territorium, dessen Größe von der Verfügbarkeit von Futter, Wasserstellen und Schutzfunktionen abhängt. Sie durchwandern es, indem sie sich 3-6 Meilen pro Tag fortbewegen. Das Territorium wird von den Hengsten durch Dunghaufen duftmarkiert. Das ist dann auch die innerartliche „Zeitung“. Wenn eine Stute uriniert, überdeckt der Hengst dies sofort mit seinem eigenen Urin um anderen Hengsten klar zu machen, wer die Stute „besitzt“.

Ein Territorium kann durchaus von anderen Herden mit vereinnahmt werden. Solange sich die Hengste die Stuten nicht streitig machen, können die Territorien mehrerer Herden überlappen.

Nachts versammeln sich die Tiere in Gruppen und schlafen ca. 4 Stunden.

Gegenüber Artgenossen sind Przewalsikpferde deutlich aggressiver als Hauspferde.

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