Das Forstamt Rüdesheim hat nun unter anderen die Patenschaft für Rentierflechten übernommen.
Dabei handelt es sich um ganz besondere Organismen: sie bestehen aus zwei Lebewesen, einem Pilz und einer Alge. In dieser symbiotischen Lebensweise kann der eine Organismus ohne den anderen nicht bestehen. Rentierflechten wachsen meist auf bodensauren Standorten und haben deshalb auch ihr Hauptverbreitungsgebiet im Rheinischen Schiefergebirge (Schiefer = saures Gestein), wozu auch der Hintertaunus gehört. Hoch anstehendes Schiefergestein und zerklüftete Landschaft bieten einen optimalen Lebensraum für Rentierflechten, weshalb sie im Rheingauer Wald vergleichsweise weit verbreitet sind. Auf Grund Ihrer symbiotischen Lebensweise sind sie oft Erstbesiedler auf Steinen und Felsen, denn Moose und höhere Pflanzen haben hier keine Überlebenschance. Da Flechten empfindlich auf bestimmte Substanzen reagieren, dienen sie unter anderem als Bioinidkatoren für Luftgüte. In Hessen sind alle Rentierflechtenarten bis auf die Alpen-Rentierflechte auf der Roten Liste als „gefährdet“ oder „stark gefährdet“ eingestuft.
Um den Lebensraum der Rentierflechte zu sichern, werden waldfreie Felsstandorte erhalten und ggf. von Sukzession befreit. Auch lichte Waldstrukturen durch beispielsweise historische Waldnutzungsformen, wie die Niederwaldbewirtschaftung auf Grenzertragsstandorten, können die Rentierflechte begünstigen. Nährstoffanreicherung und Konkurrenz durch höhere Pflanzen verdrängen die Rentierflechten von ihren Standorten. In den von uns betreuten Naturschutzgebieten entwickeln wir, wo möglich, Magerrasen und erhalten somit die günstigen Standortsbedingungen für die Art.