Michael Gerst (li.) und der neue, kommissarische Landesbetriebsleiter Dr. Bernhard von Finckenstein (re.)

Landesbetrieb HessenForst

Abschied eines Gestalters: Landesbetriebsleiter Michael Gerst im Ruhestand

Nach über zwei Jahrzehnten an der Spitze des Landesbetriebs HessenForst verabschiedet sich Landesbetriebsleiter Michael Gerst in den Ruhestand.

Mit seiner Verabschiedung endet eine beeindruckende Karriere, die sowohl durch fachliche Expertise als auch durch unermüdliches Engagement für den hessischen Wald geprägt war.

Ein Lebensweg im Zeichen des Waldes

Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums der Forstwissenschaften in München und der Absolvierung des Referendariats in der Hessischen Landesforstverwaltung legte Michael Gerst den Grundstein für seine berufliche Laufbahn.

Als Hilfsreferent im Forstministerium beschäftigte er sich ab dem Jahr 1986 mit Personal- und Organisationsfragen innerhalb der Verwaltung. Seine Führungsqualitäten bewies er ab 1991 als Leiter des Forstamtes Wiesbaden-Chausseehaus, bevor er im Januar 2001 die Leitung des neu gegründeten Landesbetriebs HessenForst übernahm.

Herausforderungen und Meilensteine

Die Amtszeit von Michael Gerst war geprägt von zahlreichen Herausforderungen, die den Hessischen Wald und die Forstwirtschaft nachhaltig beeinflussten.

Zu Beginn der 2000er Jahre entwickelte sich bundesweit ein Bedarf nach Reformen, um die Verwaltung zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Mit der Gründung des Landesbetriebs HessenForst konnten diese landespolitischen Ziele erreicht werden. Unter der Leitung von Michael Gerst wurde eine Organisation begründet und fortlaufend weiterentwickelt, die die Vielfalt der an den Wald gestellten Ansprüche unter konsequenter Beachtung der wirtschaftlichen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit erfüllt.

Im Jahr 2007 richtete der Orkan Kyrill verheerende Schäden in den hessischen Wäldern an, wodurch Millionen Festmeter Sturmholz aufgearbeitet werden mussten – eine logistische und ökologische Herausforderung für HessenForst.

Unter Gersts Leitung zentralisierte HessenForst die Struktur der Forstlichen Aus- und Weiterbildung im Forstlichen Bildungszentrum Weilburg. Damit konnte die Ausbildung im Landesbetrieb weiter professionalisiert und langfristig gesichert werden.

Ausgelöst durch den Orkan Friederike und die darauffolgenden Dürrereignisse, die massive Waldschäden verursachten, kam es 2018 zur jüngsten schweren Krise für den Wald. Damit wurden die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar deutlich und begleiteten seither die strategische und waldbauliche Ausrichtung des Landebetriebes. Gerst stellte sich mit dem Landesbetrieb HessenForst dieser Herausforderung: ein Aufforstungsprogramm „Mischwald für morgen“ und eine aktive wissenschaftsbasierte Waldbewirtschaftung, die künftig zu erwartenden Risiken begrenzen sollen.

Engagement und Errungenschaften

Unter der Leitung von Michael Gerst hat HessenForst entscheidende Schritte zur nachhaltigen Entwicklung des hessischen Waldes unternommen. Sein ganzheitlicher Ansatz machte HessenForst zur lernenden Gemeinschaft, deren Teams Prozesse kontinuierlich verbessern. Hervorzuheben sind auch sein Eintreten für forstliche Ressortforschung, Nachwuchsförderung, Partizipation Waldinteressierter, Hinwirken auf für den Wald tragfähiger Wildbestände undhochwertige Waldpädagogikzertifikate. Gerst hat konsequent die Balance ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Funktionen des Waldes verfolgt – eine Herausforderung, die durch den Klimawandel und steigende gesellschaftliche Erwartungen an den Wald zunehmend komplexer wird.

Dank und Ausblick

Hessens Forstminister Ingmar Jung dankt dem scheidenden Landesbetriebsleiter für seinen unermüdlichen Einsatz: „HessenForst ist untrennbar mit Michael Gerst verbunden. Seit der Gründung 2001 hat er den Landesbetrieb maßgeblich geprägt und entwickelt. Dabei hat er auch in herausfordernden Zeiten stets mit ruhiger Hand, Besonnenheit und Weitsicht agiert. Die Stabilisierung unserer Wälder und der Einsatz für den klimaresilienten Mischwald von morgen hat er mit großer Expertise vorangetrieben. Sein hervorragender Ruf in der Forstbranche spricht für sich. Für seinen Ruhestand wünsche ich Michael Gerst alles Gute, Gesundheit und viele Gelegenheiten, die Natur mit neuen Augen zu genießen.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HessenForst sowie zahlreiche Wegbegleiter würdigten Michael Gersts Verdienste im Rahmen seiner Verabschiedung am 16. Mai in der Landesbetriebsleitung von HessenForst in Kassel.

Mit dem Ruhestand von Michael Gerst beginnt ein neues Kapitel – sowohl für ihn persönlich als auch für HessenForst. „Mir war das im Forstwesen bewährte wissenschaftsbasierte, planvolle, wirtschaftliche und verlässliche Handeln wichtig. Dabei konnte ich immer auf starke Teams auf allen Ebene zählen, die bereit waren, neue Herausforderungen anzunehmen und innovative Ansätze zu verfolgen“, so Gerst. Der Landesbetrieb wird weiter daran arbeiten, Mehrwerte für Hessens Bürger und vor allem für den hessischen Wald zu schaffen – ganz im Sinne seines ehemaligen Leiters.

Staatssekretär Daniel Köfer (li.) überreicht Landesbetriebsleiter Michael Gerst (re.) die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand
Staatssekretär Daniel Köfer (li.) überreicht Landesbetriebsleiter Michael Gerst (re.) die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand
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Hintergrund: Entstehung und Geschichte des Landesbetriebs HessenForst

Der Landesbetrieb HessenForst ging aus einer umfassenden Neuordnung der bisherigen Ämter und Versorgungsstrukturen der hessischen Forstverwaltung hervor. Ziel war es, Synergien zu nutzen und Ressourcen zu bündeln. Er wurde zum 1. Januar 2001 gegründet und vereint seitdem vielfältige forstliche Aufgaben in einer modernen, betriebswirtschaftlich ausgerichteten und gleichzeitig besonders dem Allgemeinwohl verpflichteten Organisation. In Reaktion auf die Verwaltungsreform in Hessen und anhaltende Veränderungen in der öffentlichen Verwaltung wurde mit der Gründung des Landesbetriebs eine effiziente, flexible und kundenorientierte Bewirtschaftung des hessischen Staatswaldes und Betreuung kommunaler und privater Forstbetriebe sichergestellt.

Die Wurzeln von HessenForst reichen jedoch weit zurück: Schon seit dem 19. Jahrhundert gibt es eine staatlich organisierte Forstverwaltung in Hessen. In verschiedenen Strukturen sorgte sie dafür, dass die nachhaltige Nutzung und der Schutz der Wälder stets garantiert wurden. Mit der Gründung des Landes Hessens nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine eigenständige Forstverwaltung, die sich kontinuierlich weiterentwickelte, um den wandelnden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.

Heute bewirtschaftet HessenForst über 340.000 Hektar Staatswald sowie kommunale und private Waldflächen, engagiert sich für die Ausbildung des forstlichen Nachwuchses und widmet sich intensiv der nachhaltigen Holznutzung, dem Natur- und Klimaschutz und der Walderholung. Im Mittelpunkt steht dabei die Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen – Grundprinzipien, die HessenForst zum zentralen Akteur des Waldmanagements in Hessen gemacht haben.

Michael Gerst bei seiner Abschiedsrede
Michael Gerst bei seiner Abschiedsrede
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