Selten, scheu und störungsanfällig: der kleine Bruder des Weißstorches macht es Naturschützern nicht gerade einfach, doch HessenForst hat sich der Aufgabe gestellt und dem Schwarzstorch bei Niederscheld nun ein großzügiges „Wohn- und Esszimmer“ gestaltet.
Als Babybote per Luftexpress macht Meister Adebar bereits seit dem 18. Jahrhundert in Märchen und Geschichten von sich reden und erfreut sich großer Beliebtheit- sein schwarzer Verwandter hingegen bevorzugt eher das heimliche Leben in alten, reich strukturierten Laubmischwäldern. Doch auch wenn der Schwarzstorch ein eher einsiedlerisches Leben führt, braucht er sich nicht verstecken! Denn mit seinem roten Schnabel, den langen roten Beinen, und vor allem mit seinem prachtvollen, im Perlmutteffekt schwarz, weiß, grün und violett schimmernden Gefieder, ist der Schwarzstorch keinesfalls das hässliche Entlein der Familie, sondern vielmehr die leuchtende Perle der Lüfte!
Lange Zeit galt diese weltweit gefährdete Art in Hessen als ausgestorben, erst in den 1980er Jahren siedelten sich wieder Brutpaare an. Mittlerweile hat sich der Bestand durch entsprechende Schutzmaßnahmen auf geschätzte 90 hessische Paare erholt und soll weiterhin gefördert werden.
Allen voran gilt es deshalb, Lebensraum für den sensiblen Waldbewohner zu schaffen und diesen fortwährend zu schützen. Aus diesem Grunde hat HessenForst in Zusammenarbeit mit der Unteren Wasserbehörde, hiesigen Naturschutzverbänden und der Oberen Naturschutzbehörde fünf Flachwasserteiche entlang des Monzenbachs bei Niederscheld angelegt. Finanziert wurden die Habitat schaffenden Maßnahmen aus Mitteln der hessischen Biodiversitätsstrategie. Denn die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten, ist nicht nur Voraussetzung für ein intaktes Waldökosystem, sondern auch erklärtes Ziel und Pflicht naturnaher Waldbewirtschaftung.
Die Experten vom Forstamt Herborn haben festgestellt, dass in den letzten beiden Jahren einiges am Monzenbach getan hat, die anfangs eher nach Matschlöchern aussehenden Neubiotope haben sich zu wahren Wasserparadisen entwickelt. Die ersten Amphibien sind zugewandert und Grasfrösche, Erdkröten, Berg- und Teichmolche haben im Niederschelder Dilltal ihre neue Heimat gefunden. Aber auch mit vielen Wasserlebewesen wie Posthornschnecken und verschiedenen Libellenarten, wie z.B. die blaugrüne Mosaikjungfer ist zukünftig zu rechnen und sie sind uns herzlich willkommen! Die Teiche haben sich bisher gut entwickelt gerade der sensible Schwarzstorch, dessen Förderung die Maßnahme hauptsächlich dienen sollte, ist seither häufiger dort gesichtet worden.
Er ist als störungsempfindlicher Vogel bekannt und reagiert bei Unruhe schnell mit Brutabbruch und Verlassen des Horstes. Um seine Ruhe zu gewährleisten, werden waldbauliche Maßnahmen im Umkreis der Schwarzstorchweiher zur Brut- und Aufzuchtzeit gänzlich ruhen. Die Verantwortlichen im Forstamt Herborn bitten die Waldbesucher zudem, sich ab Mai in Weihernähe ruhig zu verhalten und Abstand bei einer eventuellen Schwarzstorchsichtung zu halten.
Wir hoffen darauf, dass der aktuell aus Afrika zurückkehrende Zugvogel, die für ihn angelegten Wohlfühloasen auch dieses Jahr wieder als Lebensraum und Nahrungsplatz annimmt, wir gehen davon aus, dass er sich dauerhaft im Schelder Wald niederlassen wird, der Grundstein hierfür ist gelegt!