Der Rückgang von Arten und der biologischen Vielfalt ist weltweit, aber auch in unserer Kulturlandschaft und im Wald eine allgegenwärtige Herausforderung. Den Welttag des Artenschutzes am 3. März wollen wir zum Anlass nehmen, einen Blick auf die Bedingungen seltener Arten im hessischen Wald zu werfen.
Der hessische Wald ist als eines der naturnahesten Ökosysteme Deutschland1 in wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Der Landesbetrieb HessenForst hat die biologische Vielfalt bei der Bewirtschaftung des Waldes seit Jahrzehnten besonders im Blick. Dass unsere Konzepte Erfolg haben, beweisen die Arten selbst, die sich im hessischen Staatswald wohlfühlen: Rotmilan, Mittelspecht und Bechsteinfledermaus haben bei uns in den sommergrünen Laubwäldern einen weltweiten Verbreitungsschwerpunkt. Mit ca. 50 Brutpaaren des seltenen Schwarzstorches, beherbergen die hessischen Wälder und besonders der Staatswald einen hohen Anteil an der gesamtdeutschen Population. Aber es sind nicht nur die bekannten Flaggschiffarten um die sich unsere Waldexpertinnen und -experten kümmern, sondern auch viele unscheinbare Tier- und Pflanzenarten. Auch Moorfrosch und Besenmoos benötigen konsequenten Schutz.
Diesen stellen wir durch verschiedene Werkzeuge und Konzepte sicher. Die Naturschutzbelange berücksichtigen wir grundsätzlich bei allen betrieblichen Arbeiten. Das haben wir auch in unserer Naturschutzleitlinie im sogenannten Naturschutzkodex verankert. Seit 2022 haben wir in der neuen Naturschutzleitlinie definiert, dass Biodiversitäts- und Klimaschutzziele im Konfliktfall Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben.
Über die grundsätzliche Verpflichtung jedes Beschäftigten, die Natur zu schützen, engagiert sich jedes Forstamt im Rahmen von Arten- und Habitatpatenschaften: Das „Klimaschutz-Forstamt“ Burgwald und das Forstamt Reinhardshagen haben beispielsweise Waldmoore und ihre Lebensgemeinschaften besonders im Blick. Davon profitieren der Rundblättrige Sonnentau, das Schmalblättrige Wollgras und der Eremit. Die Renaturierung und die Pflege wasserbeeinflusster Lebensräume helfen Arten wie der große Moosjungfer, die gestreifte Quelljungfer aber auch Edelkrebs, Feuersalamander und Gelbbauchunke bei der Entwicklung stabiler Populationen.
Um günstige Erhaltungszustände seltener Arten und Lebensräume im Staatswald zu sichern, erarbeiten wir aktuell für jedes der 39 Hessischen Forstämter lokale Naturschutzkonzepte mit anderen Fachbehörden und Naturschutzverbänden. So können wir das Schutzgebietsmanagement und die Artenschutzprogramme nochmals deutlich verstärken und konkretisieren.
Auf zehn Prozent des hessischen Staatswaldes entwickelt sich bereits jetzt ungestörter Naturwald. Diese ca. 33.000 Hektar „Naturwaldentwicklungsflächen“ haben wir dauerhaft aus der Nutzung genommen und dienen als Rückzugsraum für viele seltene und störungsempfindliche Arten, wie z.B. den Schwarzstorch.
1 Elsasser P, Altenbrunn K, Köthke M, Lorenz M, Meyerhoff J (2020) Regionalisierte Bewertung der Waldleistungen in Deutschland. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut