Hessen ist als das waldreichste Bundesland ein Zentrum und Hotspot der Waldbiodiversität und der Landschaftsqualität. Insbesondere die Wälder im Vogelsberg, Taunus und Odenwald aber auch der Kellerwald weisen hohe Vorkommen von Vogelarten auf, die typisch für den Wald sind. Der Landesbetrieb HessenForst hat die biologische Vielfalt bei der multifunktionalen Bewirtschaftung des Waldes seit Jahrzehnten besonders im Blick. In der Richtline für die Bewirtschaftung des Staatswaldes ist der Schutz der Biodiversität ein eigenes Hauptziel.
Zählbarer Erfolg: 50 Schwarzstorch-Paare
Dass diese Konzepte Erfolg haben, beweisen die Arten selbst, die sich im hessischen Staatswald wohlfühlen: Rotmilan, Mittelspecht und Bechsteinfledermaus haben in den sommergrünen Laubwäldern des Staatswaldes einen weltweiten Verbreitungsschwerpunkt. Mit circa 50 Brutpaaren des seltenen Schwarzstorches beherbergen die hessischen Wälder und besonders der Staatswald einen hohen Anteil an der gesamtdeutschen Population.
Auch der konsequente Schutz der Waldmoore zeigt - neben dem wichtigen Beitrag zum Klimaschutz -sichtbare Erfolge für die Biodiversität: „Seit einigen Jahren brütet der Kranich wieder in Hessen,“ freut sich die Leiterin des Sachbereichs Naturschutz, Tina Schäfer. „Von der Moorrenaturierung profitieren eine ganze Reihe weiterer Arten, wie etwa der Rundblättrige Sonnentau oder das Schmalblättrige Wollgras“ erläutert die Försterin.
Es sind daher nicht nur die bekannten Flaggschiffarten um die sich die Waldexpertinnen und -experten in den Forstämtern kümmern, sondern auch viele unscheinbare Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise das Grüne Besenmoos, die Haarstrangwurzeleule und die Rhönquellschnecke, die konsequenten Schutz benötigen.
Modellbetrieb für Biodiversität
Dazu hat HessenForst die Patenschaften für insgesamt 45 verschiedene Arten übernommen, die über die Forstämter verteilt sind. Jedes Forstamt trägt besondere Fürsorge für den Erhalt und Förderung ihrer Lebensräume. Zu den Patenschaftsarten zählen viele Waldvögel, Fledermausarten und Reptilien wie der Rauhfußkauz, die Bechsteinfledermaus oder die Kreuzotter. Aber auch für unscheinbarere Arten gibt es Patenschaften, wie für die Gestreifte Quelljungfer, eine Libellenart, deren Larven sich bis zu sechs Jahre lang entwickeln, während die fertige Libelle nur wenige Wochen lebt.
Eine besondere Stellung im Artenschutz nimmt das Forstamt Hofbieber ein. Das Forstamt wurde 2020 aufgrund seiner großen Artenvielfalt, seiner Vielzahl an verschiedenen Lebensräumen und seiner umfassenden Erfahrung bei Artenschutzprojekten zum „Modellbetrieb für Biodiversität“ ernannt. Hier wird unter anderem untersucht, welche Auswirkungen forstliche Maßnahmen auf die Waldbiodiversität haben. Die im Forstamt erprobten Konzepte fließen dann – sofern erfolgreich – in die gesamtbetrieblichen Strategien von HessenForst ein.