In den vergangenen Wochen wurde in den Wäldern des Forstamtes fleißig gewerkelt, um rechtzeitig Nistmöglichkeiten für Raufußkauz und Trauerschnäpper zu schaffen.
Diese beiden Arten hatte das Forstamt Königstein ausgewählt, um sie im Rahmen des Lokalen Naturschutzkonzeptes besonders zu fördern.
Gemäß der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 soll bei diesen Vögeln eine Verbesserung des Erhaltungszustands bis zum Jahr 2030 erreicht werden: Je Mitgliedsstaat und biogeographische Region wurden hierfür bestimmte Vogelarten ausgewählt. Man spricht von sogenannten „pledges“-Arten (Versprechen, Zusagen).
Der Raufußkauz ist Patenschaftsart des Forstamtes Königstein und wird als solche seit vielen Jahren gefördert. Für die Käuze ist neben einem ausreichendem Nahrungsangebot, was vorwiegend aus Mäusen besteht, das Vorhandensein von zahlreichen Baumhöhlen notwendig.
Die Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald sieht den zwingenden Erhalt von Höhlenbäumen in alten Laub- und Mischwäldern in ihrem „Habitatbaumkonzept“ vor. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) e.V. betont ebenfalls die Wichtigkeit dieser Maßnahme.
Nistkästen sind eine sinnvolle Ergänzung, um das Angebot an Bruthöhlen zu vergrößern. Nachdem im Hochtaunuskreis bereits seit 1994 Nistkästen für die Art durch die HGON angebracht und betreut wurden, wurde im Frühjahr 2011 mit dem Naturschutzverband ein gemeinsames Artpatenschaftsprojekt für den Raufußkauz begonnen.
Im Rahmen dieses Projektes wurden Nistkästen im Gebiet des Altkönigs aufgehängt und die Bruterfolge von der HGON nachverfolgt. Während im vergangenen Jahr keine erfolgreiche Brut nachgewiesen werden konnte, wurden in diesem Jahr wieder zwei Brutpaare beobachtet.
In einer aktuellen Projekterweiterung wurde ein Baumpflegeunternehmen aus der Region beauftragt, weitere Raufußkauzkästen in einer Höhe von mindestens sechs Metern anzubringen. Aufgrund des hohen Gewichtes dieser Kästen waren dafür zwei Personen mit entsprechender Ausrüstung erforderlich.
Eine weitere Pledges-Art, die das Forstamt Königstein besonders fördern will, ist der Trauerschnäpper. Dieser Vogel bewohnt Laub- und Mischwälder und leidet als Zugvogel besonders unter der Klimaerwärmung: Aufgrund der bereits frühzeitig ansteigenden Temperaturen, die eine frühere Insektensaison bedingen, bleibt ihm nach seiner Rückkehr aus dem Winterquartier nur wenig Zeit für Paarfindung und Nestbau.
Ein gleichzeitiger Mangel an Höhlenbäumen erschwert die erfolgreiche Fortpflanzung zusätzlich. Aus diesem Grund wurden Ende April für ein Pilotprojekt im Staatswald des Forstamtes Königstein ebenfalls mit Unterstützung der HGON jeweils 10 Nistkästen an zwei vorgeschlagenen Standorten ausgebracht.
Die Nistkastenkontrolle sollen zukünftig die Auszubildenden des Forstamtes unter Anleitung von Mandy Gantz, Funktionsförsterin für Naturschutz übernehmen.
Nach diesen Maßnahmen warten alle Beteiligten voller Spannung, ob sich interessierte Brutpaare finden werden, die die neuen „Häuschen“ einweihen und sich erfolgreich fortpflanzen.