Baumkletterer Schüttelt Kirschen vom Baum

Rekordernte im Forstamt Schlüchtern

Kirschenbestand in kürzester Zeit als Erntebestand zugelassen und beerntet.

Die aktuellen Herausforderungen im hessischen Wald machen deutlich: Durch die Folgen des Klimawandels ist der Bedarf an hochwertigem Pflanz- und Saatgut extrem gestiegen. Der notwendige Waldumbau sowie die Sicherung der genetischen Vielfalt erfordert Handeln bei der Saatgutgewinnung. Im Forstamt Schlüchtern wurde dies mit gemeinschaftlichem Einsatz erfolgreich umgesetzt. Die Bemühung zweier Revierleitungen ermöglichte die Zulassung neuer Saatgutbestände sowie die Ernte in Rekordzeit. 


Im Revier Schmidtmühle wurde ein Vogelkirschenbestand als „ausgewähltes Vermehrungsgut“ zugelassen. Der Bestand erfüllt die notwendigen phänologischen Eigenschaften, wie Gradschaftigkeit, Wuchsform, Wuchsleistung und Gesundheit. Die Zulassung gelang durch enge Zusammenarbeit der Beteiligten: Revierleiter Stefan Martens, Herrn Kunze vom Regierungspräsidium, dem stellvertretenden technischen Leiter der Samendarre Hanau-Wolfgang Jens Stangl sowie den Forstwirtschaftsmeistern Uwe Greulich und Aaron Brünig. Die hoheitlichen Aufgaben wie die Erstellung der Stammzertifikate übernahmen Sebastian Merkel (Forstamtsleiter) und Harald Holzapfel (Bereichsleiter Produktion).


 

Verschiedene Behälter mit Saatgut
Ein Eichenbestand dessen Kronen sich von unten vor blauem Himmel abzeichnen

Das Ergebnis: eine Rekordernte im hessischen Staatswald mit über vier Tonnen Kirschensaatgut aus nur einer Abteilung. Die Ernte wurde von Baumkletterern, die auf Zapfenernte spezialisiert sind, durchgeführt. Die Kletterer schüttelten die reifen Früchte von den Bäumen. Auf dem Boden wurden Netze ausgelegt, um die Kirschen aufzufangen. Nachdem das Saatgut in die Samendarre Hanau-Wolfgang transportiert wurde, erfolgte dort die weitere Aufbereitung und Trocknung. Das angefallene Fruchtfleisch ging in Schnapsbrennereien oder wurde zur Marmeladenproduktion verwendet. Aus den geernteten Kirschen können schätzungsweise 2,3 Millionen Pflanzen gezogen werden. Das entspricht etwa 575 Hektar Freiflächenkultur. 
Im Revier Schwarzenfels wurden weitere Saatgutbestände mit Lärche, Douglasie und Eiche für eine Zulassung als Saatguterntebestand vorgeschlagen. Auch diese wurden auf die erforderlichen Eigenschaften geprüft, es folgte die Zulassung durch das Regierungspräsidium. So konnten die Bestände im Erntezulassungsregister aufgenommen werden. 


Es zeigt sich, wie wichtig es ist stets mit offenem Auge im Revier unterwegs zu sein, um phänotypisch geeignete Saatgutbestände zu erkennen und für eine Zulassung vorzuschlagen. Interessant sind hierbei insbesondere seltenere Baumarten. Zudem müssen bereits zugelassene Saatgutbestände überprüft werden, ob sie noch den Mindestanforderungen entsprechen und eine Beerntung technisch möglich ist. Gute Mastjahre müssen rechtzeitig erkennt werden, um die Ernten vorzubereiten. Die Samendarre freut sich über jede Form der Unterstützung.
Saatgutgewinnung leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Wiederbewaldung und zur langfristigen Sicherung stabiler Waldbestände, sondern stellt auch eine wirtschaftliche Nutzung des Waldes für Forstämter und Waldbesitzende dar.
 

Autoren: Antoine Schild, Karolin Brede & Tom Altbrod (2025)

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