Der Schwarzstorch ist ein heimlicher Waldbewohner und gilt als Leitart des Waldnaturschutzes. Infolge von Störungen seiner Brutareale und intensiver landwirtschafttlicher und forstlicher Nutzung wurde der Schwarzstorch zu einem seltenen Gast in den hessischen Wäldern. Seine Bruthabitate konzentrieren sich auf alte, lockere Waldbestände in Fließgewässernähe. Seine Leibspeise sind heimische Süßwasserfische, wie beispielsweise die Bachforelle. Zur Aufzucht der Jungvögel ist die Nähe zu Fließgewässern ein entscheidender Faktor. Schwarzstörche sind nämlich hingebungsvolle Eltern und legen für die Versorgung ihres Nachwuchses bis zu 20 Kilometer am Tag zurück, um auf Nahrungssuche zu gehen.
Zum Schutz und Erhalt des Brutgeschäfts im Forstamt Biedenkopf wurde im Dezember 2023 ein künstlicher Horst mittels Seilklettertechnik in eine Buche eingebaut. Zuvor war in unmittelbarer Nähe zum neu erbauten künstlichen Horst ein natürlicher Horst von einem Ast herabgestürzt. In diesem Horst konnten im Vorjahr erfolgreich drei Jungvögel großgezogen werden. Der künstliche Horst sollte noch vor Brutbeginn bezugsfertig sein und eine Alternative zum alten Horst darstellen. Die Brutzeit der Schwarzstörche beginnt üblicherweise Ende März und dauert bis Anfang Mai. Manche Individuen konnten jedoch schon im Februar in Deutschland beobachtet werden.
Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2 Metern benötigt der Schwarzstorch genügend Platz zwischen den Baumkronen, um in seinen Horst einfliegen zu können. Außerdem sind starke Seitenäste und Gabelungen von Vorteil für die Errichtung eines künstlichen Horstes, sie dienen als Basis. Der künstliche Horst wurde aus Douglasien-Rundhölzern gefertigt und mit unverzinkten Nägeln befestigt, sodass alle Materialien zersetzbar sind und nach einer Standzeit von 10 Jahren im Wald verbleiben können. Anschließend wurde der Horst mit zahlreichen langen Buchenzweigen und Moos ausgekleidet, ganz nach dem Vorbild der Natur.
Im Anschluss wurde der neue Horstbaum kartiert, denn 300 Meter um den Baum befindet sich nun eine Horstschutzzone. In dieser Zone werden keine forstlichen Tätigkeiten mehr stattfinden, um Störungen zu vermeiden. Zum Schutz vor Nesträubern und Prädatoren, wie beispielweise dem Waschbär, wurde im unteren Stammbereich eine Schutzmanschette angebracht.
Nun bleibt abzuwarten, ob die Schwarzstörche den neuen Horst annehmen und der Aufwand sich gelohnt hat.