Nach der letzten Eiszeit wuchsen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik überall Moor-Birken. Inzwischen ist diese widerstandsfähige Baumart auf Sonderstandorte ausgewichen. Die Moor-Birke (Betula pubescens) ist eine typische Art der Moore, die aufmerksame Waldbesucher auch in Hessen antreffen können. Dann findet man die Moor-Birke meist am Rand von Mooren oder als kleine Waldbestände auf nassen Böden.
Auffällig und weithin sichtbar ist ihre weiße Rinde, die sich im Alter häufig rötlich verfärbt. Von der Sand- oder Hängebirke (Betula pendula), die viel häufiger vorkommt ist sie leicht am Stammfuss zu unterscheiden: bei der Moor-Birke ist dieser nicht so stark zerfurcht, sondern meist glatt. Die jungen Blätter der lichten, hellgrünen Baumkronen sind fein behaart und unterscheiden sich in ihrer Form von denen der Hängebirke. Die Moor-Birke ist der kennzeichnende Baumtyp der Moore und kommt häufig in Vergesellschaftung mit Beerenarten, Torfmoosen, Seggen oder Wollgräsern vor. Moore sind wertvolle Sonderstandorte, die nicht nur Lebensraum für seltene Arten sind, sondern auch eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt spielen – und so unser Klima mitbeeinflussen.
In den vergangenen Jahrhunderten haben Menschen Moore zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen trockengelegt oder Torf abgebaut. Moore bestehen zu 95 Prozent aus Wasser und speichern mehr Kohlendioxid (CO2) als jedes andere Ökosystem, sogar als der Wald! Um CO2 binden zu können, müssen Moore nass sein. Andernfalls setzen sie große Mengen CO2 frei. Nasses Moor – gut fürs Klima, trockenes Moor – schlecht fürs Klima. Und natürlich für den Artenschutz, denn in einem intakten Moor entwickelt sich eine besondere Flora und Fauna.
Försterinnen und Förster von HessenForst sind seit Jahrzehnten um die Pflege und Wiedervernässung („Renaturierung“) der Moorflächen im hessischen Wald bemüht. Unterstützt werden sie dabei häufig von örtlichen Naturschutzvereinen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Dazu stauen die Forstleute und ihre Helfer z.B. Bereiche im Moor auf, um das Wasser dort zu halten.
Weil Moore so wichtig für unseren Wasserhaushalt, das Klima und den Artenschutz sind, stehen sie unter Schutz. Die Moor-Birke ist meist die prägende Baumart im Moor. Wie die Moore selbst, sind echte Moor-Birkenwälder in Deutschland stark gefährdet und deshalb ebenfalls gesetzlich geschützt. Meist finden wir den Baum des Jahres 2023 allerdings am Rand oder vereinzelt in vernässten Naturreichen. Aber die Moor-Birke kann noch mehr: Ihr helles Holz eignet sich hervorragend für den Möbelbau im Innenbereich, in Hessen ist sie ein beliebtes Brennholz. Forstlich wird die Art auf feuchten Standorten zunehmend interessanter: beispielsweise in Mischung mit anderen Baumarten, wie Erlen oder Flatter-Ulmen. Hier laufen bereits erste Forschungsversuche. Auch als Heilpflanze hat die Moor-Birke eine lange Tradition: ob als Tee gegen Nierenbeschwerden, Harnwegsentzündungen, Gicht, Rheuma oder als Haarwasser findet sich die Art in mancher Hausapotheke. Als Maibaum und Festschmuck ist sie im Frühjahr ein Symbol für erwachendes Leben.